500 Jahre vor Cäsars Feldzügen ins Land der Barbaren predigt da einer: Man soll keine Lebewesen verletzen und Mitleid mit allem Lebendigem haben. Ihr ahnt es eh schon, es war Siddhartha Gautama. Das zu einer Zeit, als wir hier sozusagen noch mit Fellen bekleidet ums Feuer getanzt sind. Und über 700 Jahre bevor Poseidonios von Apameia die Germanen als unzivilisierte Wilde beschrieben hat, die nicht nach geschriebenem Recht und nicht in staatlicher Ordnung lebten, und zur Hauptmahlzeit gliedweise gebratenes Fleisch zu sich nähmen (4. Buch des Athenaios von Naukratis ca. 192 n. Chr.).
Und heute töten wir immer noch Unmengen an Tieren. Das Erschreckende ist, nebst dem Töten, unter was für Umständen die meisten Nutztiere dahinvegetieren. Wie sie zu Produkten degradiert werden und ein unwürdiges Dasein fristen. Wie deren Leid industrialisiert und computergesteuert orchestriert wird. Und wenn sie dann endlich von ihrem Leid erlöst werden, reihen wir sie, in hauchdünne Scheiben geschnitten, schön verpackt und etikettiert, im Kühlregal auf. Wir präsentieren sie, zu adretten Fleischhaufen hergerichtet, in der Auslage. Oder preisen ihre Leichen schmackhaft an, mit vielversprechenden Verben wie saftig, fein und edel. Und das erst noch zu unschlagbar niedrigen Preisen. Währenddessen werden Milliarden dieser Tiere ungenutzt als Abfall entsorgt. Ein milliardenfaches sinnloses Leiden für die Mülltonne. Was für eine himmelschreiende Verachtung des Lebens ist das!
Sorry, jetzt ist gerade etwas der Vegetarier in mir mit mir durchgegangen. Zurück zur Philosophie…
Seit Siddhartha weisen immer wieder berühmte Philosophen und Gelehrte darauf hin, dass es nicht rechtens ist, Tiere zu töten. Die Liste ist lang. Es hat aber doch noch über zwei Jahrtausende gedauert, bis einer eine Ethik ausformuliert hat, welche die Tiere berücksichtigt.
Arthur Schopenhauer schrieb 1841 seine «Preisschrift über die Grundlage der Moral» nieder. Er formulierte seine Ethik auf der Grundlage von Mitleid. Wir sind in der Lage, das Leid von Menschen und Tieren nachzuempfinden, und folglich sollten wir ihnen auch keins zufügen. Seine Ethik muss jedem einleuchten, der nicht ein Herz aus Stein hat:
«Die Güte des Herzens besteht in einem tief gefühlten, universellen Mitleid mit Allem, was Leben hat.»
Schopenhauer gestand in seiner Ethik auch den Tieren Rechte zu:
«Die von mir aufgestellte moralische Triebfeder bewährt sich als ächte ferner dadurch, daß sie auch die Thiere in ihren Schutz nimmt, für welche in den andern Europäischen Moralsystemen so unverantwortlich schlecht gesorgt ist. Die vermeintliche Rechtlosigkeit der Thiere, der Wahn, daß unser Handeln gegen sie ohne moralische Bedeutung sei, oder, wie es in der Sprache jener Moral heißt, daß es gegen Thiere keine Pflichten gebe, ist geradezu eine empörende Rohheit und Barbarei des Okzidents.»
Das Traurige ist: Nach mehr als zwei Jahrtausenden voll von Ermahnungen durch grosse Denker und bald zweihundert Jahre nach der Veröffentlichung von Schopenhauers Tierethik, leiden immer noch die meisten Nutztiere in Massentierhaltungen unter jämmerlichsten Umständen. Wir sind halt immer noch Barbaren.
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Zum Nachlesen:
18 Milliarden Tiere landen jährlich im Abfall / Die detailliere Studie dazu
Unterschiede biologische und konventionelle Tierhaltung
Nur 4% des Fleisches stammt aus bliologischer Tierhaltung